Grübel  mistet Manager aus

Bis zu 5000 Führungs- und Stabsstellen auf der Kippe – sofortiger Reisestopp. SonntagsZeitung, 15. März 2009

Vor zwei Wochen übernahm Oswald Grübel das Steuer bei der UBS . Jetzt ist klar, wo er das Messer ansetzt: beim Management und Tausenden von Stabsstellen. Gemäss Recherchen muss man davon ausgehen, dass Grübel einen Abbau von weltweit bis zu 5000 Führungs- und Stabsleuten plant. Allein in der Vermögensverwaltung mit weltweit 50 000 Mitarbeitern dürften bis 2500 Manager als überzählig ausscheiden. Im Asset Management und in der Investmentbank könnten es nochmals 1500 Stellen sein. Ein UBS -Sprecher wollte sich nicht zu den Zahlen äussern.

Mindestens jede zehnte der insgesamt 77 000 Stellen sind Jobs mit Führungsaufgaben. «Das ist sogar konservativ gerechnet», sagt der emeritierte Zürcher Bankenprofessor Hans Geiger. Hinzu kommen nach Schätzungen von UBS -Managern gut 2000 hoch bezahlte Stabsstellen. Damit beschäftigt die UBS rund 10 000 Stabs- und Führungsleute. In wenigen Wochen könnten es ein Drittel bis 50 Prozent weniger sein, sagen zwei hochrangige UBS -Manager unabhängig voneinander. Also insgesamt 3300 bis 5000 Stellen.

Einen Vorgeschmack auf den Stellenabbau gab es vergangenen Donnerstag, als der Bereich Schweiz eine Halbierung der Führungsmannschaft auf der zweiten Führungsebene bekannt gab. Die Zahl der Regionen und der Regionenleiter wird von acht auf vier reduziert. In diesem Stil geht es weiter: Bereits in zwei Wochen würden die Chefs der nächsten Führungsebene bestimmt, sagt ein UBS -Manager. Er rechnet mit einer vergleichbaren Reduktion.Gemäss Bankquellen arbeitet Grübel mit verschiedenen Beratern zusammen. Er gebe ihnen ganz spezifische Aufgaben, verlange hieb- und stichfeste Begründungen und sei knallhart bei seinen Vorgaben. Offenbar agiert er in Alleinherrschaft, er sei nicht durch den Verwaltungsrat zu kontrollieren.

Grübel : Entscheidungen sind kaum mehr nachvollziehbar

In einem internen Mail an die Mitarbeiter kritisiert Grübel die bürokratische Organisation der Bank: «So fällt mir auf, dass unser Unternehmen sehr komplex und vielschichtig organisiert ist. Weil oft viele Leute mitreden oder Diskussionen in grossen Gremien geführt werden, ist nachher kaum mehr nachvollziehbar, wie Entscheidungen zustande gekommen sind.» Er will die Mitarbeiter wieder klarer in die Verantwortung nehmen. «Dafür müssen wir jetzt die Voraussetzungen schaffen», schreibt er.

Der rigorose Abbau im Management dürfte den Beginn einer grossen Stellenübung markieren. Im Mail macht er klar, was es geschlagen hat. «Um vorwärtszu- kommen, ist es unabdingbar, dass wir unsere Kosten weiter senken», schreibt der UBS -CEO. «Ich spreche dabei auch, aber nicht nur, von Stellenabbau; kein unternehmerisch denkender Manager greift gern zu diesem Mittel.»Weil die Märkte «extrem instabil» seien, wird der Konzernchef die Kosten der eingebrochenen Ertragskraft anpassen. Das betrifft auch die rentable Vermögensverwaltung. Verdiente die UBS dort 2007 noch über 9 Milliarden vor Steuern, waren es im letzten Jahr gerade noch 5,4 Milliarden oder 109 000 Franken pro Mitarbeiter.

Bei der CS lag diese Zahl bei 172 000. Macht Grübel diese zur neuen Messlatte bei der UBS , könnte die Vermögensverwaltung noch 32 000 statt 50 000 Leute beschäftigen. Hinzu dürften weitere Entlassungen in den zwei übrigen Bereichen Investmentbank und Asset Management kommen, wo die Bank derzeit 21 000 Mitarbeiter beschäftigt.

Ausgehend von den anhaltenden Problemen in der Investmentbank und den schrumpfen-den Kundenanlagen in der Vermögensverwaltung, ist damit zu rechnen, dass der Personalbestand der UBS auf unter 60 000 fallen könnte. Diese Grössenordnung ist immer noch stolz im Vergleich zur Konkurrentin CS, die nach ihrer eigenen Sanierung noch 43 000 Angestellte beschäftigen wird.

Kundenberater brauchen Bewilligung für ihre Flüge

Einsparungen bei IT, Marketing, Reisen und übrigen Kosten, die zuletzt zehn Milliarden betrugen, haben ebenfalls Priorität. Für alle Mitarbeiter gilt seit letzter Woche ein genereller Reisestopp. Nur noch Kundenberater dürfen reisen. Sie müssen sich die Flüge allerdings bewilligen lassen und teilweise auf billige Umsteigeflüge ausweichen, sobald die Preisdifferenz mindestens 500 Franken ausmacht. Statt Swiss-Business für 5400 Franken nach São Paulo fliegen die Brasilien-Berater mit TAM für 3900 Franken oder via Frankfurt oder Madrid. «Die verlorene Zeit fehlt mir beim Kunden», kritisiert ein Kundenberater.

Ein UBS -Sprecher bestätigt die restriktive Praxis. «Es sind nur noch jene Reisen erlaubt, die für das Geschäft unbedingt nötig sind», sagt Serge Steiner. Die Bank müsse «das Sparpotenzial voll ausschöpfen», mahnte Grübel im Mail ans Personal.


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