Grossbaustelle UBS

Hektik um Restrukturierungspläne – Banker erhalten zwei Milliarden Bonus. SonntagsZeitung, 25. Januar 2009

Nach dem Horrorjahr 2008, das der Bank einen Verlust von über 20 Milliarden Franken bringen wird, zeichnet sich ein weiteres schwieriges Jahr für die Grossbank ab. Der Start ins neue Jahr ist schwierig verlaufen. Der grösste Verlustbringer bleiben die Aktivitäten in den USA, wo die UBS 25 000 Mitarbeiter beschäftigt. Wann die Bank in die Gewinnzone wechselt, bleibt ein grosses Fragezeichen.

Es ist klar, dass an der Bilanzpressekonferenz am 10. Februar ein weiterer Abbau in den USA bekannt gegeben wird. JP Morgan schreibt in einer Studie, dass die Investmentbank auf 8800 Stellen schrumpfen müsste, um eine Rendite von 15 Prozent zu erreichen. Aktuell beschäftigt diese Einheit 17 000 Personen. Im Jahr 2007 waren es noch 22000 Leute.

In der Gerüchteküche brodelt es gewaltig, was alles die UBS in zwei Wochen vorstellen wird. Eines der heissesten Gerüchte ist, dass sie einen «CEO Schweiz» sucht. Dieser soll den Heimmarkt und damit die wichtigste Landesgesellschaft des krisengeschüttelten Bankkonzerns führen. Das behaupten mehrere Quellen in und ausserhalb der Bank. Dieselben Quellen sagen auch, dass die beabsichtigte Implementierung des CEO Schweiz das Ende der alten Firmenstruktur mit den drei Konzernsparten Wealth Management und Business Banking, Asset Management und Investment Bank bedeute.

Kurer und Rohner vor einem Doppelabgang?

Unter Schweizer UBS-Bankern ist der Wunsch ausgeprägt, dass sich die Bank in Zukunft als grosse Retail- und Vermögensverwaltungsbank mit zahlreichen Landesorganisationen sieht. Die Bank gäbe sich das Kleid der Bankgesellschaft (SBG), eines der Vorgängerinstitute der heutigen UBS, die 1998 mit dem Bankverein fusionierte. Wie die SBG wäre auch die neue UBS Marktführerin in der Schweiz und die weltweit führende Vermögensverwalterin mit integriertem Handelsgeschäft. Bankinsider erwarten ausserdem, dass VR-Präsident Peter Kurer und CEO Marcel Rohner im Verlauf des Jahres aus ihren Funktionen ausscheiden werden. Sie hätten sich in der Krise zu schnell verbraucht, und vor allem Rohner erziele intern kaum mehr Wirkung.

Kurer kündigte im August 2008 eine neue Strategie an. Er sagte damals, dass er die Investmentbank in den Dienst der Vermögensverwaltung stellen möchte und kündigte die organisatorische Auftrennung der Bank an. Das schafft Verunsicherung in der Bank – offenbar besonders stark bei den ranghöchsten Mitarbeitern. Gemäss UBS-Quellen plant die Bank eine Ausdünnung des sogenannten Group Management Board. Diese zweite Führungsebene mit rund 70 Topshots soll auf ein Dutzend zusammengestrichen werden. Um die verbleibenden Plätze habe ein internes Hickhack begonnen, berichten Insider. Der Aufruhr soll mit der Furcht um die eigene Karriere zusammenhängen. Doch Kurer soll darauf beharrt haben, die Neuorganisation am 10. Februar an der Bilanzmedienkonferenz bekannt zu geben.

Neues Bonus-Programm für Kaderleute in Ausarbeitung

Brisante Neuigkeiten sind von der Boni-Front zu erwarten. Trotz eines Jahresverlusts von über 20 Milliarden Franken erhalten die Angestellten der UBS einen Bonus in Milliardenhöhe. Die eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma (vormals Eidgenössische Bankenkommission, EBK) hat einen Antrag der UBS gutgeheissen und wird dies der Bank in den kommenden Tagen schriftlich mitteilen. Dass die Bank ihren Angestellten überhaupt einen Bonus bezahlen kann, ist nicht selbstverständlich. Seit die UBS mit Steuermilliarden gestützt wird, haben die Finanzaufseher in Bern die Hand auf dem BonusTopf der Bank. Die UBS kann nur Anträge stellen.
Das hat die Bank gemacht und jetzt von der Finma «eine grundsätzliche Bewilligung» erhalten, wie UBS-Sprecherin Eveline Müller-Eichenberger bestätigt. Auch Finma-Sprecher Alain Bichsel sagt, dass man sich auf Direktionsebene geeinigt habe. Über die Höhe des Pakets wollen beide Seiten keine Auskunft geben. Gemäss Personen, die an den Verhandlungen beteiligt waren, beläuft sich die Höhe des Bonuspakets auf 2 Milliarden Franken. Die Gelder werden in bar ausbezahlt und sind keinen Sperrfristen unterworfen.

Ursprünglich wollte die Bank höhere Boni ausschütten. Die Rede ist von 3 Milliarden Franken. Doch in wochenlangen Verhandlungen drückten die Behörden die Vorstellungen der Bank herunter. Gemäss Quellen bewegen sich die geforderten zwei Milliarden allerdings an der oberen Grenze des Annehmbaren. Dass die Bank überhaupt Boni bezahlt, ist offenbar innerhalb der Finma umstritten. Der Bund unterstützte die UBS im Oktober mit 6 Milliarden vor dem drohenden Kollaps. Dass davon ein Teil als Boni für Mitarbeiter bezahlt wird, ist nicht einfach zu verdauen.

Zumal es für die Bank grundsätzlich keine vertragliche Pflicht gibt, einen Bonus zu bezahlen. Die Extravergütung ist ein variabler Lohnanteil, der auch null betragen kann. Es gibt allerdings Ausnahmen: Gute Privatebanker etwa lassen sich oft nur dann anstellen, wenn ihnen die Bank den Bonus im Voraus für das erste Jahr garantiert. In diesen Fällen muss die Bank zahlen, auch wenn der Mitarbeiter die Leistungsziele nicht erreicht – oder die Bank fast bankrott geht. In der Schweiz dürften dies ein paar Dutzend Fälle sein. Wie hoch diese Quote allerdings im Ausland ist, ist nicht bekannt.

Ebenfalls unter Aufsicht der Finma plant die UBS ein neues Bonusprogramm für höhere Kadermitarbeiter. Es soll im zweiten Quartal wirksam werden. Definiert sind zwei Eckpunkte: Das Instrument sieht vor, dass die darin einbezahlten Boni nur dann ausgeschüttet werden, wenn die Bank profitabel arbeitet, und dass die Werte über eine Zeitperiode gesperrt bleiben. Dieses Kaderinstrument, für das die UBS ebenfalls grünes Licht von der Finma bekommen hat, wird zusätzlich zum Bonus-Malus-System eingeführt, das die Bank bereits im letzten Herbst angekündigt hat.


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