Grossbanken werden lange keine Steuern zahlen

UBS und CS haben für 2008 über 11 Milliarden Franken Steuergutschriften verbucht, die sie während der nächsten Jahre abtragen können. Bis sie dem Fiskus wieder einen Obolus abliefern, werden Jahre vergehen. Das sind schlechte Nachrichten für die Schweiz: Fast ein Viertel der Unternehmenssteuern stammen von den beiden Grossbanken. Handelszeitung, 25. Februar 2009

Haben die Grossbanken einen Schnupfen, kriegt die Schweiz eine Lungenentzündung. So lässt sich die Lage an der Schweizer Steuerfront in Anlehnung an das US-Bonmot zusammenfassen. Doch inzwischen leiden die Banken unter einer weit stärkeren Krankheit. Ein Blick in die Geschäftszahlen von UBS und CS fördert denn auch zutage, dass dem Schweizer Fiskus als Folge daraus ebenfalls mit eine lange Leidenszeit bevorsteht. Er muss auf Jahre hinaus mit wenig bis null Steuerfranken der beiden Grossbanken rechnen.

Die düstere Prognose folgt aus den Steuerverbuchungen det kürzlich vorgestellten Abschlüsse der Unternehmen. Die UBS als Nummer eins verbuchte im Geschäftsjahr 2008 eine Steuergutschrift von insgesamt 6,8 Mrd Fr. Der grösste Teil, nämlich 6,1 Mrd Fr., betrifft Gutschriften für die Zukunft, die aus dem Rekordverlust von fast 20 Mrd Fr. resultieren. Die Überlegung hinter dem Vorgehen: Für die Steuerrechnung 2009 und folgende Jahre können allfällige Gewinne mit den Verlusten von 2007 und 2008 verrechnet werden. Die Schweiz erlaubt eine Verrechnung über die folgenden sieben Jahre, die USA über zwanzig. Konkret: Sollte die UBS 2009 einen Gewinn von 1 Mrd Fr. erzielen, müsste sie Steuern von rund 200 Mio Fr. bezahlen. Diese entfallen jedoch, weil die Bank diesen Gewinn mit früheren Verlusten verrechnen kann. Gleiches gilt für spätere Jahre.

Ausgehend von einer Steuerquote von 20% könnte die UBS somit in den nächsten 7 Jahren bis ins Jahr 2015 kumuliert rund 30 Mrd Fr. Gewinn erzielen, ohne einen einzigen Franken Steuern abliefern zu müssen.

30 Mrd Fr. Gewinn in den kommenden sieben Jahren sind nicht wenig. Zwar verdiente die Bank von 2004 bis 2006, als sie im Zenit stand, insgesamt 36 Mrd Fr. vor Steuern , worauf Abgaben an den Staat von rund 7 Mrd Fr. anfielen. Doch das war die Zeit vor der Krise. Mit einem Investmentbanking im Schrumpfmodus und einer Vermögensverwaltung, die unter Geldabfluss und sinkenden Margen wegen des kriselnden Offshore-Modells leidet, rückt das einstige Gewinnniveau in weite Ferne.

Der Abschluss 2008 gibt einen ersten Hinweis auf die Frage, wie lange die UBS braucht, bis ihre kumulierten Gewinne 30 Mrd Fr. übersteigen. Der Vorsteuergewinn in der Vermögensverwaltung betrug 6,3 Mrd Fr., im Asset Management waren es 1,3 Mrd Fr. Zusammen ergab dies ein Plus von 7,6 Mrd Fr., während die Investmentbank mit 34 Mrd Fr. ein tiefes Loch in die Bilanz riss. Unter der optimistischen Annahme, dass die Bank in Zukunft rund 7 Mrd Fr. vor Steuern verdienen kann, wird sie erst im Jahr 2013 wieder einen Obolus an den Staat abliefern. Sollten die Gewinne infolge anhaltender Börsenflaute, weiterer Geldabflüsse, tieferer Rendite wegen der Verlagerung vom Offshore- ins Onshore-Geschäft und weiterer Löcher in der Investmentbank geringer ausfallen, muss sich der Staat entsprechend länger mit einem Zustupf von der UBS gedulden.

Betroffen vom Steuerausfall ist hauptsächlich die Schweiz. Ein Grossteil der UBS -Steueraufwände fällt in der Heimat an, im Unterschied zur zweiten Grossbank Credit Suisse: Bei ihr geht weniger als die Hälfte der Gesamtsteuern an Bund, Kantone und Gemeinden. Die CS schrieb 2008 Steuern über rund 4,6 Mrd Fr. gut, etwa 2 Mrd Fr. weniger als die UBS . Entsprechend rascher dürfte die CS wieder zur Nettosteuerzahlerin werden.

Gemäss den aktuellsten Zahlen der eidgenössischen Steuerverwaltung stammten von den insgesamt 13 Mrd Fr. umfassenden Unternehmenssteuern rund 3,3 Mrd Fr. von den Banken, davon der Löwenanteil von UBS und CS . Fehlt nun dieser Brocken von gut einem Viertel, bleibt dem Staat nur der Griff in die Reserven.


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