Ex-Mafiajäger hilft UBS
Staranwalt John Savarese arbeitet für die Grossbank im Fall USA gegen UBS. SonntagsZeitung, 18. Januar 2009
Vom Geschick dieses Juristen hängt die Zukunft der UBS ab. John Savarese, Partner der renommierten New Yorker Anwaltskanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz und Harvard-LawSchool-Absolvent, arbeitet im Auftrag der Schweizer Grossbank mit Hochdruck an einem Deal mit den US-Steuerbehörden. Auf Savarese ruhen die Hoffnungen der obersten UBS-Chefs, Präsident Peter Kurer und CEO Marcel Rohner, einer Strafanklage entgehen zu können.
Savarese ist einer der bekanntesten Strafverteidiger für Wirtschaftsverbrechen in den USA. Nach seinem Studium und Gerichtswanderjahren landete er in den Achtzigerjahren im berühmten Team von Rudy Giuliani, damals Staatsanwalt für Manhattan und später Bürgermeister von New York. Unter Giulianis Führung machte Savarese Jagd auf gefallene Managerstars und Mafiabosse. 1986 half er mit bei der Verurteilung von New Yorks fünf grössten Mafiabanden.
1988 wechselte Savarese die Seiten und heuerte bei der Kanzlei Wachtell, Lipton an, bei der Partner ein Jahreseinkommen von rund drei Millionen Dollar erzielen können. Er verteidigte Stars wie den Modekönig Tommy Hilfiger oder die Medienkönigin Martha Stewart. Mit dieser erlebte Savarese eine seiner grössten Niederlagen als Strafverteidiger. Für die UBS arbeitet die Kanzlei seit 1997.
Im Fall USA gegen UBS übernahm Savarese das Kommando im November 2007. Er schickte seine Anwaltskollegen in die Schweiz, wo sie die Büros von UBS-Kundenberatern in Zürich, Genf und Lugano stürmten. 60 Mitarbeiter mussten ihre Computer und Dossiers aushändigen. Am 15. November 2007 beschloss die UBS die Schliessung des rentablen US-Offshore-Geschäfts.
Der nächste in der Schusslinie könnte Peter Kurer sein
Im Unterschied zu früheren Verfahren setzt Savarese bei der UBS auf die weiche Tour. Das hat sich bisher nicht bezahlt gemacht. Zwar gab es im Juli 2008 lobende Worte an einem Senats-Hearing für das Eingeständnis von Fehlern und das Versprechen rascher Korrekturen. Doch die USA haben den Druck seither ständig erhöht.
Staranwalt Savarese und sein Kollege bei der UBS, Chefjurist Markus Diethelm, könnten versuchen, der Bank zu einem Deal zu verhelfen, sich mit einer hohen Geldstrafe loszukaufen. Mit ihrem Offshore-Geschäft haben die Schweizer jährlich rund 200 Millionen Dollar verdient. Multipliziert mit sieben Jahren, käme die Bank auf Gewinne von 1,4 Milliarden Dollar, die sie zurückzahlen müsste.
Ob die USA darüber hinaus nach GL-Mitglied Raoul Weil den Kopf eines weiteren Topshots fordern, ist offen. Der nächste in der Schusslinie der Amerikaner könnte Präsident Peter Kurer sein. Er war oberster Rechtsverantwortlicher der Bank, als UBSKundenberater vor Jahren ihren US-Kunden bei der Steuerhinterziehung halfen.