Ein Trust für 15 000 Dollar

So versteckten Treuhänder US-Schwarzgeld für Schweizer Banken. SonntagsZeitung, 29. März 2009

Wichtige UBS-Manager empfing Beda Singenberger an seinem Stammtisch im Zürcher Viersternehotel Ascot. Ein und aus ging der Treuhänder auch am Paradeplatz, wo er von den UBS-Kundenberatern Aufträge erhielt – Aufträge, die ihm nun das Genick brechen könnten. Singenberger und weitere Zulieferer des UBS-Offshore-Geschäfts stehen unter US-Verdacht, wissentlich zu systematischem Steuerbetrug beigetragen zu haben. Dadurch sollen den USA jährlich 200 Millionen Dollar Steuereinnahmen entgangen sein.

Beda Singenbergers Sinco Treuhand war eine wichtige Adresse für die UBS-Kundenberater, wenn sie US-Vermögen via eine Stiftung oder einen Trust verstecken wollten. Eine Scheinfirma in Panama, wo Singenberger seit kurzem ebenfalls Bürger ist, und anderen Kleinstaaten kostet rund 15 000 Dollar, hinzu kommen Jahreskommissionen von gegen 10 000 Dollar. «Singenberger zimmerte Hunderte solcher Strukturen», sagt ein Ex-UBS-Manager. Bei geschätzten total 300 solcher Firmen – gemäss interner UBS-Aufstellung über Non-Operating Companies entspräche das knapp einem Zehntel – hätte Singenberger jährlich 3 Millionen Dollar verdient, abzüglich eines Rechtsanwalts auf Panama und etwas Schreibgebühren. Auch für Offshore-Asienkunden sei Singenbergers Sinco aktiv, behaupten mehrere UBS-Kenner.

Sinco Treuhand weiss angeblich nichts von Ermittlungen

Seine Offshore-Vehikel soll Singenberger von der mit ihm verbandelten Revisionsfirma Revdata testieren lassen, sagen diese Quellen. Der Revdata-Präsident sitzt in Singenbergers Sinco-VR, ein zweiter VR ist Sinco-Revi-sor, was nicht nach unabhängigen Kontrollen aussieht. Die «New York Times» schrieb vor Wochenfrist von Ermittlungen gegen Singenbergers Sinco und eine Zürcher Anwaltskanzlei. Der Sinco Treuhand seien «keine laufenden Ermittlungen gegen sie in der Schweiz bekannt», sagt Singenbergers Anwalt. Die Anwaltskanzlei gab keinen Kommentar ab.

Möglicherweise packte Ex-UBS-Americas-Chef Martin Liechti über Singenberger & Co. aus, als ihm vor Jahresfrist eine Strafanklage in den USA drohte. Für die Amerikaner sei Singenberger «der grosse Preis», sagt ein Ex-UBS-Kundenberater. Singenberger soll mit auf Kundenbesuch in den USA gegangen sein. «Beda kennt alle ‹big guys› unter den Kunden», sagt ein Ex-Berater.

Seit dieser Woche locken die USA US-Steuersünder mit einem 6-monatigen Sonderangebot, die hinterzogenen Gelder zu deklarieren. Involvierte US-Anwälte berichten, dass die Ermittler dabei die Namen der UBS-Kundenberater sowie deren Treuhänder und Anwälte fordern.