Die  UBS  steigt aus dem lukrativen Geschäft mit unversteuertem Geld aus

Die Grossbank zieht eine Lehre aus dem US-Betrugs-Crash und will europäische Schwarzgeldkunden nur noch beschränkt bedienen. SonntagsZeitung, 19. April 2009

Nach dem Steuerbetrug in den USA reisst die UBS -Spitze das Steuer in ihrer Kernsparte radikal herum. Die grösste Schweizer Bank, die wie die meisten hiesigen Institute seit Jahrzehnten vom Schwarzgeldgeschäft profitierte, will unversteuerte Vermögen separieren und loswerden. Das sagt ein hoher UBS -Manager im vertraulichen Gespräch.

Der Verzicht auf unversteuertes Offshore-Geld trifft europäische Kunden und ist eine Folge der verschärften Jagd der EU auf Steuersünder und deren Bankberater. In Fernost und im Mittleren Osten drohten hingegen derzeit keine Ermittlungen, sagt die Quelle.

UBS – Kunden aus Deutschland , Frankreich, England und weiteren EU-Ländern würden in spezielle Einheiten verschoben. Sie erhielten in Zukunft keine Besuche mehr und keine Tipps per Telefon oder E-Mail. Lediglich ein minimaler Service in der Schweiz soll bestehen bleiben. Die in Verruf geratenen Stiftungen will die UBS nur noch für versteuerte Vermögen offerieren. Damit ziehe sie eine Lehre aus ihrem US-Betrugs-Crash. Die Bank hatte US-Kunden mit Karibik-Gesellschaften beim Verstecken von Geld vor dem Fiskus unterstützt.

Die Revolution passt zu UBS -CEO Oswald Grübel. Dieser hatte schon als CS-Chef verstärkt auf versteuerte Vermögen gesetzt. Selbst Grübels Vorgänger in der UBS wollten vor eineinhalb Jahren die Beziehungen zu US-Offshorekunden auf Eis legen, als sie von den Ermittlungen in Amerika erfuhren. Wegen gravierender Eigenfehler beschloss die Bank den vollständigen Exit.

Im EU-Offshore-Geschäft geht es für die UBS um sehr viel. Versteckten US-Kunden rund 17 Milliarden Franken bei der UBS , dürften es bei EU-Kunden Hunderte von Milliarden sein. Ende 2008 hatte der Bereich 870 Milliarden Franken verwaltet.

Die Steueraffäre in den USA ist noch nicht ausgestanden

Die Abkehr vom Schwarzgeld schwächt die UBS -Gewinnkraft. Steuerhinterzogenes Geld rentierte traditionell über 1 Prozent, im US-Offshore-Geschäft lag die Marge gar bei 1,7 Prozent, sagt ein Ex-Kundenberater. Mit versteuerten US-Geldern verdiente die Bank lange nur 0,8 Prozent.

Ein UBS -Sprecher wollte die Separierung von EU-Schwarzgeld nicht bestätigen. Die Bank überprüfe aber ihr Geschäftsmodell in der Vermögensverwaltung. Der Strategiewechsel werde kurzfristig, verstärkt durch EU-Steueramnestien, zu weiteren Vermögensabflüssen führen, vermutet die UBS -Quelle.

Hinzu kommt die US-Steueraffäre, die für die UBS trotz ihres Kniefalls vom Februar nicht ausgestanden ist. Ihre Anwälte müssen bis 30. April vor einem Gericht in Miami begründen, warum die Bank die geforderten 50 000 Kontodaten nicht aushändigen will.

Unterstützt wird sie von der Schweiz, die laut einer EDA-Sprecherin in einem Brief darlege, wie «aus ihrer Sicht das internationale Recht anzuwenden ist und wie ihre eigene nationale Rechtsordnung und damit letztlich ihre Souveränität zu respektieren» sei. Das Urteil wird für Juli erwartet.

Derweil dürften weitere Kunden der UBS medial wirksam in Handschellen vor US-Gerichten aussagen. Laut einem Ex- UBS -Manager sind viele jüdische Kunden betroffen, die ihre vor den Nazis geretteten Vermögen in der Schweiz deponierten, bevor sie in die USA emigrierten.


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