Die Investoren werden langsam nervös

Unternehmer Peter Friedli macht mit der Biotechfirma Osiris grosse Verluste. SonntagsZeitung, 13. September 2009

Unternehmer Peter Friedli, 55, hält 30 Prozent an der US-Biotechfirma Osiris. Gemeinsam mit seinem Beteiligungsvehikel New Venturetec, an dem Friedli einen kleinen Anteil hält und welches er präsidiert, sind es gar 43 Prozent. Der hohe Einsatz hat sich noch nicht bezahlt gemacht. Die Titel des Stammzellenforschers stürzten diese Woche um über 30 Prozent ab. Abwehrreaktionen nach Rückenmark-Transplantationen konnten in Tests nicht vermieden werden.

Friedli machte sich früh einen Namen in der Risikokapitalszene, öffnete Investoren die Türen zu IT- und Biotech-Firmen in den USA . Pensionskassen von Grossfirmen wie Zürich und Basler Versicherung sowie die CS-Gruppe setzten auf Friedlis Spürsinn und machten weit über 100 Millionen Franken locker.

Beamtenversicherungskasse steht mit 15 Millionen im Risiko

Heute herrscht Ernüchterung. «So haben wir uns das sicher nicht vorgestellt», sagt Daniel Gloor, Anlagechef der Zürcher Beamtenversicherungskasse. Die PK des Kantons stieg vor Jahren bei Friedli ein und steht heute mit rund 15 Millionen Franken im Risiko. «Friedli hatte einen guten Leistungsausweis», sagt Gloor. «Nun müssen wir schauen, ob wir da noch rauskommen.»

Das bekannteste Friedli-Vehikel ist die kotierte New Venturetec. Sie ist zu zwei Dritteln in Osiris inves-tiert. Seit Januar sank ihr Kurs um 34 Prozent und kostet noch 6 Franken, ein Bruchteil der 250 Franken von Anfang 2000. Verluste würden zum Geschäft gehören, sagt Friedli. «Engagements gehen in die Hosen, es gibt Rückschläge, es braucht Zeit, aber hey: Darf das denn nicht sein?» Wenig Folgen hat der Absturz für die Friedli Corporate Finance (FCF), im Alleinbesitz von Friedli und in Belize domiziliert. Die FCF arbeitet für Osiris und andere Beteiligungen und erhält dafür im Schnitt 4000 Dollar pro Monat und Gesellschaft. Das macht laut Peter Friedli rund 250 000 Dollar im Jahr. Ausnahmsweise würden «vielleicht einmal 100 000 Dollar für die Mithilfe bei einer Finanzierung» dazukommen. «Ich betreibe kein Kommissionsmodell. Alles, was für mich zählt, sind Kapitalgewinne.»

Der FCF flossen jedoch wiederholt höhere Beträge zu. Bei der Internetfirma E-centives, später Invenda, gingen zweimal 36 000 Dollar für 2006 und 2007 an die Friedli-Firma, zudem erhielt diese 250 000 Dollar für eine Finanzierung im Jahr 2006, Gelder, die gemäss Invenda-Quartalsbericht von September 2007 «an beteiligte Dritte verteilt werden könnten». Mit Invenda hat Friedlis New Venturetec einen Nahezu-Totalabschreiber von 32 Millionen Dollar erlitten.

Auch beim Biotech-Hoffnungsträger Osiris könnte Friedlis FCF mehr als nur die Pauschale eingezogen haben. «Vor 2007 zahlten wir Vermittlungsprovisionen von 3,4 Millionen Dollar auf Konti, die von Mister Friedli bezeichnet wurden und die auch solche von nicht beteiligten Dritten umfassten», steht im Osiris-Geschäftsbericht 2008.

Erfolg hatte Friedli mit Investments in die Schweizer Pharmafirma Basilea und in ein Joint Venture mit Myriad Genetics in den USA . Im Osiris-Verwaltungsrat sitzt FDP-Nationalrat und Professor Felix Gutzwiller. Friedli habe «grosses Verdienst» an der guten Positionierung von Osiris, sagt Gutzwiller. Auch Ex-Kuoni-Chef Hans Lerch ist angetan vom Investor und macht im VR von New Venturetec mit. Peter Friedli bleibt optimistisch. «Mit Osiris werden wir erfolgreich sein, davon bin ich überzeugt.»


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