CS wird es in den USA zu heiss

Bank trennt sich unzimperlich von US-Offshore-Kunden. Vermögen betragen 3 Milliarden Franken. SonntagsZeitung, 12. April 2009

Auch die Credit Suisse betreut Offshore-Kunden aus Amerika. Wie Recherchen ergeben haben, beträgt die Summe der nicht deklarierten Offshore-Gelder bei der Credit Suisse 3 Milliarden Franken. Offiziell will die Bank zur Summe keine Stellung nehmen. Auch zu der Zahl der Kundenbeziehungen will sie nichts sagen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es zwischen 2500 und 5000 Kunden mit Wohnsitz in den USA sein dürften, die Gelder unversteuert auf CS -Konten lagern.

Die Nummer 2 des Schweizer Finanzplatzes ist damit weniger stark in den USA engagiert als die UBS. Diese betreute gemäss internen Dokumenten letztes Jahr 17 Milliarden Franken von 24 000 Kunden. Im Rahmen einer Untersuchung der US-Justizbehörden musste die Bank 255 Kundendaten an die Amerikaner übermitteln. Die Amerikaner verlangen zusätzlich die Herausgabe von über 50 000 Kontobeziehungen. Die UBS will sich vollständig aus dem US-Offshore-Geschäft zurückziehen.

Wegen Behörden: CS übt Druck auf ihre US-Kunden aus

Auch der Credit Suisse scheint das Pflaster USA langsam zu heiss zu werden. Gemäss Informationen der SonntagsZeitung hat sie begonnen, sich von Kunden zu trennen, die ihr Geld nicht deklarieren wollen. Einem US-Kunden setzte die Bank eine Frist bis zum 31. März, sein Vermögen gegenüber den amerikanischen Behörden offenzulegen. Weil er dies nicht machte, verkaufte die Bank die Wertpapiere. Dabei war der Betroffene nicht einmal direkt bei der CS , sondern liess sein bei der Grossbank angelegtes Vermögen via einen Zürcher Finanzberater verwalten.

Die CS geht damit gleich unzimperlich vor wie die UBS. Ihre US-Offshore-Kunden müssen entweder die Verschiebung zur Tochterbank CS Private Advisors akzeptieren, welche die verwalteten Gelder den US-Steuerbehörden meldet. Oder die betroffenen Millionäre landen mit einem Check in der Hand auf der Bahnhofstrasse und müssen bei anderen Instituten um Asyl betteln. Weil sie inzwischen als Risikogruppe gelten, stossen die meisten auf verschlossene Türen.

Laut einem CS -Manager wendet die Nummer 2 des Schweizer Finanzplatzes die neue «Zero-Tolerance»-Politik erst in Einzelfällen an. Doch wie die Konkurrentin UBS würde auch die CS einen generellen Rückzug aus dem Geschäft mit nicht versteuerten US-Privatvermögen prüfen. Mit Blick auf die Schweiz-US-Verhandlungen über ein neues Doppelbesteuerungsabkommen vom 28. April habe das Thema höchste Priorität, sagt diese Auskunftsperson.

«Die Credit Suisse hält sich an alle geltenden Richtlinien»

Ein CS -Sprecher wollte den Rauswurf von US-Kunden nicht bestätigen, verwies aber auf die generell verschärfte Gangart vieler ausländischer Behörden in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung. Dies zwinge die Bank zu Anpassungen, denn: «Die CS hält sich an alle geltenden Richtlinien und Vorschriften in den verschiedenen Ländern», sagt Jan Vonder Mühll.

Die neue Vorsicht geschieht nicht allein aus freien Stücken. Nach dem Auffliegen des grossflächigen UBS-Betrugs mit US-Offshore-Kunden hat die Finanzmarktaufsicht (Finma) die Zügel bei allen grösseren Banken angezogen. «Wir haben alle wichtigen Institute nach ihren Rechts- und Reputationsrisiken im Offshore- Geschäft gefragt», sagt Finma-Sprecher Alain Bichsel.

Ein entsprechender Brief ging vor wenigen Wochen an die Rechtsabteilungen jener Bankhäuser, die einen beträchtlichen Teil ihres Geschäfts mit Offshore-Kunden betreiben. Indem die UBS vor Wochenfrist über 1000 Beratern Kundenbesuche im Ausland per sofort untersagte, gestand die grösste Schweizer Bank ein, ihre Risiken selbst in ihrem Kerngeschäft nicht im Griff zu haben.

Um «sämtliche Gesetze und Auflagen aller Länder, wo wir tätig sind, erfüllen» zu können, würde seine Bank «gegenwärtig eine umfassende Überprüfung der Richtlinien und Compliance-Regeln im internationalen Wealth-Management-Geschäft» durchführen, sagt ein UBS-Sprecher.

Demgegenüber konnte die CS die Berner Aufseher mit ihrem Kontrollsystem offenbar überzeugen. «Von der CS erhielten wir eine zufriedenstellende Antwort», sagt Finma-Bichsel. Dieses trägt den Namen «Crossborder Plus» und ist seit längerem in Kraft. Es handelt sich um ein ausgeklügeltes Programm, das mit Schulungen und Tests sicherstellen soll, dass alle Kundenberater die rechtlichen Anforderungen in ihren jeweiligen Märkten kennen. Nur wer die regelmässigen Prüfungen bestehe, erhalte die Lizenz zum Reisen, sagt ein CS -Manager.

Auch die Bank Bär nimmt das US-Geschäft unter die Lupe

Zum «Crossborder Plus»-Programm gehört ein «Travel-Tool» als zentrales Interventionsinstrument. Die Gruppen-Rechtsabteilung kann ein Land kurzfristig zur Sperrzone erklären und sämtliche Reisen für die betroffenen Kundenberater per Knopfdruck verunmöglichen, selbst wenn sie und deren direkte Vorgesetzte die Lage als weniger dramatisch einschätzen sollten.

Dass die CS für «keinen einzigen Markt» ein generelles Reiseverbot ausgesprochen habe, zeige, dass das Crossborder-Kontrollsystem wunschgemäss funktioniere, sagt ein CS -Manager. Selbst die USA müsse von CS -Topshots derzeit nicht gemieden werden.

Eine weitere CS -Massnahme könnte schon bald zum Industriestandard werden. Die CS «purifiziert» derzeit ihre Schweizer Vermögensverwaltung, in der bisher sowohl einheimische als auch ausländische Kunden betreut wurden. Neu landen alle Kunden mit Wohnsitz im Ausland in einem «Offshore Pool», der von speziell geschulten Beratern betreut wird. Offiziell nimmt die Bank zur laufenden Reorganisation, die von zwei unabhängigen CS -Managern bestätigt wurde, keine Stellung.

Selbst die Privatbanken legen das traditionelle Offshore-Geschäftsmodell auf den Prüfstand. «Wir schauen uns aufgrund der neuen Gegebenheiten das ganze US-Geschäft genau an und versuchen für jede Kundenbeziehung ein Lösung zu finden», sagt Julius-Bär-Sprecher Jan Bielinski. Eine einseitige Kontoauflösung könne «aber nur Ultimo ratio sein».

Kommentar

  1. Artikel um rauswurf
    gruss


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