Betreibungen  gegen die  UBS  sind massiv gestiegen

77 Gläubiger verlangen von der Grossbank Geld in der Höhe von 2,1 Milliarden Franken. SonntagsZeitung, 26. April 2009

Der Millionenverlust der Zofinger Schützengesellschaft ist nur eine Randnotiz der globalen Finanzkrise. Trotzdem trifft auch er die gebeutelte UBS . Deren allseits respektierter Kadermann der Filiale Zofingen wirkte als Kassier bei den Schützen. Dieser nahm eine Hypothek auf das Vereinslokal auf und liess das Geld verschwinden. «Wohin floss die Million?», fragt nun Paul Wiesli, der die UBS im Namen der Schützengesellschaft betreibt.

Neben den Zofinger Schützen nehmen 76 weitere Gläubiger die UBS ins Visier. Gemäss dem der SonntagsZeitung vorliegenden Betreibungsauszug vom 21. April beläuft sich die gesamte von der Grossbank eingeforderte Summe auf 2169 Millionen Franken. Die Betreibungen reichen von Kleinstbeträgen über 222 Franken von der Stiftung Schloss Greifensee bis zur Milliardenforderung eines Zürcher Privatbürgers. Einige werden jährlich gegen eine Gebühr erneuert, um die Verjährung zu verhindern, andere sind neu.

Dass von einer Grossbank hohe Summen gefordert werden, gehört zum Geschäft. Doch bei der UBS ist das Volumen der Betreibungen in den letzten Jahren in die Höhe geschossen. Beliefen sich die Forderungen vor fünf Jahren noch auf 639 Millionen Franken, liegen sie heute mehr als dreimal höher. Laut einem UBS -Sprecher könnten die Schwankungen «konjunkturell getrieben» sein. Die meisten Grossfirmen und insbesondere Finanzgesellschaften hätten «einen Betreibungsbestand, und dies sagt nichts über die Solvenz oder gar die Liquidität eines Unternehmens aus».

Manchmal wird die UBS auch betrieben, um sich selbst schadlos zu halten. Die HDI-Gerling Industrie Versicherung fordert von der Grossbank eine Million, weil einer ihrer Kunden in einem UBS -Gebäude domiziliert ist und ein Mitarbeiter der Firma dort verunfallte. «In diesem Haftpflichtfall gehen wir gegen die UBS als Solidarschuldnerin vor», sagt der Schweizer HDI-Gerling-Geschäftsführer Hans Mazenauer.

Für die Verantwortlichen von KMU kann ein Berg von Betreibungen gefährlich werden. Die Zürcher Wirtschaftsermittler lancierten kürzlich ein Projekt gegen mutwillige Konkurse von Aktiengesellschaften und GmbH. Es geht um «Misswirtschaft». Der Verwaltungsrat oder Geschäftsführer muss eine Zwischenbilanz erstellen lassen und notfalls sanieren, falls viele Betreibungen vorliegen. Wird darauf verzichtet und kommt es zum Konkurs, droht den Verantwortlichen eine Strafklage.


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