USA: Sechs UBS -Kundenberater von Steuerbehörde befragt

SonntagsZeitung, 9. November 2008
Das Steuerverfahren der USA gegen die grösste Schweizer Bank hat diese Woche neue Dynamik erhalten. Laut zwei unabhängigen Quellen weilten sechs UBS-Kundenberater Anfang Woche in den USA, um Beamten der US-Steuerbehörde IRS Rede und Antwort zu stehen. Drei Manager stammen aus dem Zürcher und drei aus dem Genfer US-Offshore-Team, deren Aktivitäten letzten Winter eingestellt wurden. Unter den UBS -Managern sollen sich der Leiter des US-Teams Michel Guignard und (*) befunden haben.

Ein UBS -Sprecher verwies auf das laufende Verfahren und gab keinen Kommentar ab. Mit der gleichen Argumentation wollte auch die Bankenkommission nicht Stellung nehmen.

Laut einer Quelle hatte die Bank von den US-Behörden im Vorfeld die Garantie erhalten, dass keine der Auskunftspersonen in Amerika festgehalten würde.

Die Besprechung mit den US-Steuerbeamten drehte sich um das Gebaren der UBS mit reichen US-Kunden von 2001 bis 2007. Die Schweizer hatten damals das Qualified-Intermediary-Abkommen (QI) mit den USA unterzeichnet. Dieses untersagt die Beratung von US-Kunden aus der Schweiz heraus und den Kauf und Verkauf von US-Wertpapieren für diese. Damit wollten die Amerikaner Steuerhinterziehern das Leben erschweren. UBS -Berater hielten sich nicht an die Vorgaben und halfen rund 250 US-Kunden, via Offshore-Länder US-Aktien zu erwerben.

In den Befragungen der sechs UBS -Berater wollten die US-Steuerbeamten herausfinden, ob die Misstritte Einzelfälle waren oder ob die Schweizer Grossbank systematisch Grauzonen ausnutzte mit dem Ziel, den Geist des QI-Abkommens auszutricksen. Im Umfeld von Martin Liechti, einem Ex-Verantwortlichen der UBS für das Amerika-Geschäft, der diesen Sommer monatelang von den US-Behörden in Miami festgehalten wurde, heisst es, die oberste Rechtsabteilung der UBS habe grünes Licht für die Offshore-Strukturen gegeben.

Damit würde UBS -Präsident Peter Kurer ins Visier der US-Ermittler rücken. Kurer war bis zu seiner Wahl diesen Frühling Chef der Rechtsabteilung. Im März 2006 war er von Bradley Birkenfeld in einem Brief auf mögliche Gesetzesverstösse hingewiesen worden. Birkenfeld hatte ab Juni 2005 die Methoden der US-Offshore-Abteilung in internen Schreiben kritisiert. Birkenfeld war Genfer UBS -Kundenberater und half einem vermögenden Russen, der in den USA lebte, mittels Offshore-Strukturen Geld vor dem US-Fiskus zu verstecken. Birkenfeld ist in den USA wegen Mithilfe zu Steuerhinterziehung angeklagt und soll im Januar verurteilt werden.

Glauben die US-Behörden Birkenfelds Ausführungen, könnten sie zum Schluss kommen, dass Kurer die umstrittene Praxis frühzeitig hätte unterbinden können.

(*) Name gelöscht, da nicht zutreffend.


Einen Kommentar schreiben