UBS-Mitarbeiter halfen beim Aufbau von Scheingesellschaften mit

Die Geschäftspraxis mit 19 000 nicht deklarierten US-Kunden war von der UBS -Spitze gewollt. SonntagsZeitung, 20. Juli 2008

Die UBS kommt den USA weiter entgegen als erwartet. Sämtliche US-Kunden, die nicht deklarierte Wertschriften bei der Bank in der Schweiz halten, müssen diese Vermögen den US-Steuerbehörden innert 24 Monaten offen legen. Es handelt sich um insgesamt 18 Milliarden Dollar.

Das Zugeständnis machte Mark Branson , 40, Finanzchef der weltweiten UBS -Vermögensverwaltung, am Donnerstag vor einem Senatsausschuss in Washington. Ob seine Bank bei allen 19 000 US-Offshore-Kunden kooperieren werde, wollte Senator Carl Levin wissen. «Wir werden mit der US-Steuerbehörde kooperieren», antwortete Branson .

Diese US-Offshore-Kunden können entweder zur US-Einheit der UBS wechseln und ihr Vermögen künftig onshore in Amerika verwalten lassen. Oder sie wechseln zu einer der zwei von den USA lizenzierten Tochtergesellschaften der UBS in der Schweiz und Hongkong.

Fast alle US-Kunden der UBS verweigerten eine Offenlegung

So oder so müssen die US-Kunden das Formular W-9 unterzeichnen, mit dem sie der Bank erlauben, ihre Daten den US-Steuerbehörden zu zeigen. Sonst bleibt nur ein Bankenwechsel, sagt UBS -Sprecherin Larissa Alghisi. «Falls die US-Kunden beides nicht wünschen, werden wir die Beziehung innerhalb von zwei Jahren ordnungsgemäss beenden.»

Dazu war die UBS 2001 nicht bereit, als sie das Qualified-Intermediary-Abkommen (QI) mit den USA unterzeichnete. QI erleichtert die Steuerbehandlung von Wertschriftengeschäften für Nicht-US-Kunden, verpflichtet aber die Banken, dass amerikanische Kunden keine Wertschriften von US-Firmen halten dürfen.

Die englische Barclays-Bank und andere global tätige Finanzkonzerne mit dem QI-Status verzichteten in der Folge auf das Offshore-Geschäft mit US-Kunden. Sie schätzten die Vorschriften offenbar als zu komplex und die Gefahren von Fehlern als zu gross ein.

Laut einem Ex- UBS -Mitarbeiter unterschrieben nur rund 50 US-Kunden das Formular W-9, während die Mehrheit eine Offenlegung verweigerte. Das gab bis an die Spitze der Vermögensverwaltung zu reden. Laut dem Insider sprachen sich die obersten Köpfe der Bank – Georges Gagnebin als damaliger Chef des Private Banking, sein Stellvertreter und heutige CEO Marcel Rohner und Raoul Weil, der heutige Chef der Vermögensverwaltung – für eine offensive Geschäftspraxis mit nicht deklarierten US-Kunden aus.

Der Erfolg stellte sich rasch ein. Die UBS verdiente mit nicht deklarierten US-Kunden jährlich rund 200 Millionen Dollar, sagt Bradley Birkenfeld, der frühere Kundenberater, der die UBS in einem Strafverfahren gegen sich schwer belastet. Laut Birkenfeld agierte die UBS besonders aggressiv. Antreiber war vor allem Martin Liechti, 47, der von den USA seit April in Miami festgehaltene UBS -Amerika-Chef. Den Mitarbeitern seines 800-köpfigen Bereichs schrieb Liechti 2007 per E-Mail: «Wir sind von 4 Millionen Franken (Neugeld) pro Kundenberater im 2004 auf 17 Millionen im 2006 gewachsen. Wir müssen mit unseren Ambitionen Schritt halten und auf 60 Millionen pro Kundenberater kommen.» Liechti berief sich am Senatshearing auf sein verfassungsrechtliches Schweigerecht und verweigerte die Aussage.

Gemäss Senatsreport errichteten Bradley Birkenfeld und weitere UBS -Kundenberater mindestens 250 Offshore-Konstrukte in wenig regulierten Finanzplätzen. Ihnen halfen externe Treuhänder, die ihnen Liechti laut einem Ex- UBS -Manager vorstellte. Bei einem Teil der 250 Vehikel ging es allein darum, Steuern zu hinterziehen. In den USA ist das Betrug.

Die UBS bestätigt, dass Mitarbeiter beim Aufbau von Scheingesellschaften vermutlich mitgewirkt hatten, was gegen UBS -Weisungen verstösst. «Es gibt Anzeichen dafür, dass diese Weisungen verletzt wurden», sagt Sprecherin Alghisi. Laut einem Ex-Mitarbeiter geht die UBS bei 218 Offshore-Konstrukten von Betrug aus. Offenbar hat die Bank diese Konten und Depots eingefroren.


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