UBS droht Showdown in Florida

Ex-Kundenberater Bradley Birkenfeld bekennt sich der Beihilfe zur Steuerhinterziehung schuldig. SonntagsZeitung, 1. Juni 2008

Als UBS -Kundenberater zog Bradley Birkenfeld am selben Strick wie sein Chef Martin Liechti . Birkenfeld, 43, betreute von Genf aus reiche Amerikaner, während Liechti , Mitte 50, die gesamte Nord- und Südamerika-Vermögensverwaltung der Grossbank leitete.

Inzwischen hat Birkenfeld die Bank verlassen und ist zum grossen Risiko für Liechti und die UBS geworden. Am 9. Juni wird sich der Ex-Angestellte am Gericht von Fort Lauderdale in Florida schuldig der Beihilfe zu Steuerhinterziehung bekennen, wie das «Wall Street Journal» schrieb. Mit dem Geständnis könnte er zum Kronzeugen gegen Ex-Chef Liechti und die UBS werden. Liechti wartet wenige Kilometer südlich in einem Hotel in Miami auf weitere Befragungen und darf die USA nicht verlassen.

Staranwälte werden Liechti vor Gericht vertreten

Ein Showdown zwischen Birkenfeld und Liechti könnte die UBS teuer zu stehen kommen. Birkenfeld und sein Partner Mario Staggl, ein Liechtensteiner Finanzspezialist, werden verdächtigt, 200 Millionen Dollar des Immobilienhändlers Igor Olenicoff in Steuerparadiese verschoben zu haben. Der Russe zahlte 52 Millionen Dollar und entging damit einer Gefängnisstrafe. Birkenfeld und sein Anwalt waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Bei der UBS leuchten alle Alarmlampen. «Die UBS nimmt diese Untersuchungen sehr ernst und setzt umfangreiche Ressourcen ein, um in beiden Untersuchungen zu kooperieren», sagt Sprecher Serge Steiner. Die Grossbank werde «die in der Untersuchung aufgeworfenen Punkte genau analysieren und gegebenenfalls entsprechende Korrekturmassnahmen ergreifen».

Die Bank habe ihrem Topmann Liechti US-Staranwälte zur Seite gestellt, sagt ein Vertrauter des festgehaltenen Bankers. Liechti habe seinen Pass abgeben und eine Kaution hinterlegen müssen. Die UBS gibt keinen Kommentar zu Liechti ab. Sie bestätigt lediglich, dass ein Mitarbeiter seit Ende April den Behörden als wichtiger Zeuge für Befragungen rund um Beihilfe zu Steuerhinterziehung zur Verfügung stehen müsse. Ein Genfer Privatbankier spricht von einer «Machtdemonstration» der US-Behörden.

Laut Tanja Kocher vom Finanzdepartement haben die USA bisher keine Rechts- und Amtshilfe beantragt. Wenn die Amerikaner auf diesem Weg das Bankgeheimnis aushebeln wollen, müssten sie einen konkreten Sachverhalt darlegen können.

Ein volles Geständnis von Ex-Kundenberater Birkenfeld könnte die benötigten Informationen liefern. Laut «Financial Times» hat Birkenfeld nur von zwei Kunden Transaktionen offen gelegt. Laut einem Ex-Arbeitskollegen habe Birkenfeld aber wie die meisten der US-Offshore-Berater gegen 20 reiche Amerikaner betreut.

Laut Doyen Hans Bär von Julius Bär zeigt das Vorgehen der US-Ermittler, wie kompliziert das grenzüberschreitende Offshore-Geschäft für die Schweizer Banken geworden ist. «Wenn die Amerikaner einschreiten, machen sie viel Krach», sagt Bär, «das hört die Welt.» Der pensionierte Hans Bär vergleicht den Vorstoss gegen die UBS mit dem Kampf der Amerikaner gegen Insidertrading vor Jahrzehnten. Auch damals sei die Initiative von den USA ausgegangen. «Wir Schweizer begriffen anfänglich gar nicht, was die störte», sagt Bär.

Im schlimmsten Fall droht der Entzug der Bankenlizenz

Kann das US-Justizdepartement beweisen, dass die UBS systematisch bestehende Abmachungen verletzte, droht der weltgrössten Vermögensverwalterin eine hohe Busse und im schlimmsten Fall ein Entzug der Bankenlizenz in den USA.

Die UBS erhielt 2001 von den USA den Status eines «Qualified Intermediary» (QI). Als qualifizierte Beraterin verpflichtete sich die Grossbank, über ihre Zürcher Tochter Swiss Financial Advisers sämtliche Transaktionen von Amerikanern mit US-Wertpapieren offen zu legen.

Jetzt zeigt sich, dass die UBS das klassische US-Offshore-Geschäft von der Schweiz aus trotz QI fortgesetzt und möglicherweise Regeln verletzt hatte.


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