Stresstest für die Bankenkommission

Am Dienstag wird die EBK Korrekturen am Finanzsystem anmahnen – und eigene Versäumnisse einräumen. (SonntagsZeitung, 30. März 2008)

Angesichts der Kreditkrise wird der Ruf nach Korrekturen am Finanzsystem lauter. Am Dienstag wird die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) an ihrer Jahrespressekonferenz Schlüsse aus der Finanzkrise ziehen und Kritik an der eigenen Politik üben. Aber sie wird auch die Eigenverantwortlichkeit der Banken klar herausstreichen.

Reformen fordert auch die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF). Deren Leiter, Jan-Egbert Sturm, hält fest: «Die Schweiz muss bei der Regulierung über die Bücher.» Klar sei beispielsweise, dass die Banken beim Investmentbanking künftig mehr eigenes Kapital unterlegen müssten. Damit würde das Investmentbanking verteuert, und es würden weniger riskante Geschäfte eingegangen.

Mit der EBK und der KOF verlängern zwei gewichtige Stimmen die bereits eindrückliche Liste von Reformbefürwortern. Zuvor hatten sich der Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, und sein Vorgänger, Niklaus Blattner, für Neuerungen stark gemacht.

Die Krise «passt schlecht zur Seriosität von Swiss Banking»

Das billige Investmentbanking ist einer der Hauptkritikpunkte der Notenbanker. Hildebrand sprach sich unlängst für «bessere Puffer» aus. Es brauche eine höhere Kapitalunterlegung für international tätige Banken und insbesondere für risikoreiche Handelsaktivitäten. Mit dieser Formulierung zielte der SNB-Vize auch auf das Investmentbanking ab.

Niklaus Blattner sagte in einem Interview, die Kreditkrise habe einmal mehr gezeigt, dass diese Sparte brandgefährlich sei. «Es passt eigentlich schlecht zur Seriosität und Sicherheit der Marke Swiss Banking.» Blattner plädierte ebenfalls für eine Verteuerung durch höhere Eigenkapitalanforderungen.

Die EBK hat offenbar bereits eine Überprüfung eingeleitet. Sie untersucht, ob «eine Verstärkung der Eigenmittelausstattung im Investmentbanking der Grossbanken» angebracht ist. Das geht aus der Antwort des Bundesrats auf eine Interpellation der Sozialdemokratischen Partei (SP) hervor.

Am nächsten Dienstag wird die EBK in erster Linie schärfere Stresstests ankündigen. «Diese müssen künftig vermehrt auch unwahrscheinliche Szenarien abdecken», nennt Sprecher Alain Bichsel die wichtigsten Erkenntnisse. Zudem habe sich das Vertrauen in komplizierte Risikomodelle als Fehler erwiesen. Die EBK räumt eigene Versäumnisse ein. Dennoch sieht sie hauptsächlich die Banken selbst in der Verantwortung. Beim Bankengeschäft gehe es nun einmal um das Management von Risiken, so Bichsel. «Das ist primär Sache der einzelnen Häuser.» Die EBK und ihr Direktor Daniel Zuberbühler werden sich an der Medienkonferenz laut einem EBK-Kadermann auf ein Papier abstützen, das der Basler Ausschuss der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) letzten Sommer verfasst hat.

SP will Investmentbanking vom Kreditgeschäft abtrennen

In diesem Bericht forderte der Ausschuss noch vor Ausbruch der Krise wichtige Korrekturen am Finanzsystem. Ähnliche Massnahmen wird der EBK-Direktor Daniel Zuberbühler nun ebenfalls anmahnen. Dazu gehören: Stresstests verschärfen, Klumpenrisiken vermeiden, die zu Grunde liegenden Risiken besser verstehen und Frühwarnsysteme aufbauen.

Neben Korrekturen an der Bankenregulierung steht auch die EBK als Organisation zur Debatte. Der Finanzspezialist der SVP, Hans Kaufmann, findet es an der Zeit, dass die EBK «sich endlich an die Arbeit macht». Es treffe zwar zu, dass es bei der Finanzaufsicht an Personal und Expertise fehle. Doch habe die EBK sich dies selbst zuzuschreiben. «Sie hat es verpasst, rechtzeitig zusätzliche Mittel anzufordern.»

Bei den Sozialdemokraten zielt die Kritik auf das Investmentbanking ab. «Das Investmentbanking geniesst heute im Notfall eine faktische Staatsgarantie», sagt Nationalrat Urs Hofmann, «da es bei UBS und CS unter dem gleichen Dach erfolgt wie das klassische Bankengeschäft.» Es sei deshalb zu prüfen, ob das Investmentbanking – da zu riskant – nicht vom Kreditgeschäft abgetrennt werden müsste. «Sonst tragen letztlich die Steuerzahler die Spekulationsverluste.»


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