Die Schöne aus der Wüste

Emirates, die Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, fliegt den Europäern den Rang an. SonntagsZeitung, 10. August 2008

Deutschland hat zwar den Feinschliff des ersten A380-Superjets für Emirates gemacht. Sonst aber liegen die zwei Länder in der Luftfahrt um Welten auseinander. Während im europäischen Norden Piloten streik-ten, zündet die Dubai-Airline den Nachbrenner. Am Freitag vor einer Woche startete ihr A380 zum Jungfernflug nach New York. 57 weitere Doppelstöcker werden für Emirates folgen, mehr als doppelt so viel wie bei der nächstgrösseren Bestellerin Qantas.

Auch Karrieren kann Emirates beschleunigen. So bei Jürg Müller, 46: Der Ex-Swissair-Manager wurde letzten Herbst Schweiz-Chef. Und schon im Mai konnte er seinen 50 Mitarbeitern einen stolzen Bonus ausschütten. «Das macht Emirates zu einer attraktiven und verlässlichen Arbeitgeberin», sagt Müller.

Emirates ist mit 23 Betriebsjahren nicht einmal halb so alt wie die Lufthansa. Umso erfolgreicher ist sie, mit 1,4 Milliarden Dollar Gewinn 2007 und 21 Millionen Passagieren, einem Fünftel mehr als im Vorjahr. «Emirates wird bald zu den grössten Langstreckengesellschaften der Welt gehören, vergleichbar mit Singapore Airlines», ist Müller überzeugt.

Die Parallelen sind augenfällig. Auch Emirates operiert aus einem Kleinststaat und wird von der Regierung geführt. Airline- und Standortförderung gehen wie in Singapore Hand in Hand. Die eigene Fluggesellschaft ist für beide Länder strategisch, sowohl für die Anbindung an die Welt als auch zum Geldverdienen.

Aviatikprofessor Rigas Doganis hat den Aufstieg von Emirates studiert. Hauptgrund des Erfolgs war die schlechte Fluginfrastruktur in den bevölkerungsreichen Indien und Pakistan. «Für viele dieser Passagiere war ein Flug über Dubai lange der beste Weg nach Europa», sagt Doganis.

Hinzu kommen ein erstklassiger Service an Bord und ein benutzerfreundlicher Flughafen. 2007 nutzten 34 Millionen Passagiere Dubais Airport, ebenfalls ein Fünftel mehr. Das soll so weitergehen. Zu ihren 116 Flugzeugen hat Emirates weitere 180, davon 58 A380, bestellt, alle für Langstrecken. In Dubai entsteht ein neuer gigantischer Airport für 120 Millionen Passagiere.

Während der Airlineverband Iata «Wolken für einen perfekten Sturm» sieht, spielen Emirates und andere Nahost-Airlines ihre Kostenvorteile aus. Die Beratungsgesellschaft Arthur D. Little schätzt diese auf 30 Prozent, vor allem dank tiefer Löhne und einheitlicher Flotten. Die Kerosinpreise fallen im Emirat Dubai nicht ins Gewicht. «Quersubventionen kennt Emirates nicht, wir müssen die Gewinne selbst erwirtschaften», sagt Jürg Müller.

Aviatikprofessor Doganis empfiehlt Lufthansa, British Airways und Air France, das Emirates-Modell zu kopieren und auf den Langstreckenverkehr zu fokussieren. «Bei 130 Dollar fürs Erdöl-Barrel und bis 45 Prozent Kerosinanteil an den Gesamtkosten werden die nächsten drei Jahre zum Überlebenskampf für sie», vermutet Doganis.


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