Der neue Chef markiert Härte

David Blumer schliesst Asset Management der Swiss Re in Zürich. SonntagsZeitung, 7. September 2008

Er kam, sah und schlug zu. David «Dave» Blumer, 40, stiess im Mai als Chef des Geschäftsbereichs Financial Markets zur weltgrössten Rückversicherung Swiss Re. Vier Monate später stellt der «highly skilled leader», wie er von Swiss-Re-Chef Jacques Aigrain, 54, angekündigt wurde, wichtige Weichen. Blumer löst das Asset Management in Zürich weitgehend auf und verschiebt die Aufgaben nach London und New York, meldete die Nachrichtenagentur AWP diese Woche.

Laut Swiss-Re-Sprecherin Simone Lauper sind 28 Mitarbeiter in den beiden Teams Equity (Aktien) und Rates (Zinsprodukte) betroffen: «Effektiv wurde 14 Mitarbeitenden gekündigt.» Der Hälfte der Mitarbeitenden habe Swiss Re andere Tätigkeiten innerhalb des Unternehmens angeboten. Die Funktionen würden von Angestellten übernommen, die «schwerpunktmässig in New York und London, aber auch in Zürich tätig» seien.

Betroffene haben Veranstaltung offenbar boykottiert

Ab 30 Entlassungen muss eine Grossfirma das Arbeitsamt informieren und den Betroffenen die Möglichkeit einräumen, Alternativen zu den geplanten Massnahmen vorzuschlagen. Aus dem Umfeld der Entlassenen ist zu hören, dass Blumer die Entscheidung gegen Zürich gefällt habe, ohne Pro und Contra detailliert zu erläutern. Er habe die zuständigen Chefs des Asset Managements aufgefordert, die Kündigungen möglichst rasch auszusprechen.

An einer Versammlung hätten die betroffenen Analysten und Händler letzten Freitag von ihrer Kündigung erfahren sollen. Die Angestellten, offenbar vorgewarnt, hätten die Veranstaltung boykottiert. Die Kündigungen seien danach erst in der ersten Septemberwoche erfolgt. Von einer geplatzten Masseninformation kurz vor Monatsende will Swiss Re nichts wissen. «Swiss Re hat am vergangenen Dienstag die betroffenen Mitarbeitenden in Einzelgesprächen informiert», sagt Sprecherin Lauper. Diese würden von Vermittlern betreut.

Ein Ex-Swiss-Re-Mitarbeiter des Geschäftsbereichs Financial Markets sagt, Swiss-Re-CEO Jacques Aigrain fordere einen «aktiveren Anlagestil». Die Mitarbeiter des Asset Managements in Zürich, die sich um die Anlagen von rund fünf Milliarden Franken in Aktien kümmerten, hätten den sogenannten Value-Ansatz verfolgt, mit Buy-and-hold-Strategien.

Gewisse Anlagen sollen eine Blackbox gewesen sein

Ein zweites Team namens Capital Markets & Advisory habe zusätzlich zu den Asset-Management-Abteilungen in Zürich und New York Finanzanlagen getätigt, behauptet der frühere Swiss-Re-Mitarbeiter. Deren aktiver Stil sei bei CEO Aigrain gut angekommen. Dabei habe es sich bei deren Anlagen um eine Blackbox gehandelt.

David Blumer hatte bei der Credit Suisse eine steile Karriere gemacht. 2006 kürte ihn der damalige CEO Oswald Grübel zum Chef Asset Management (CSAM), einer von drei Geschäftseinheiten der Grossbank. Bei Grübel-Nachfolger Brady Dougan sei Blumer in Ungnade gefallen, sagt ein CSAM-Senior-Manager. Blumer habe eine neue Aufgabe gesucht.

Bei Swiss Re löste Blumer Ex-US-Notenbank-Manager Roger Ferguson ab, der erst im Oktober 2006 den Job angetreten hatte. Ferguson hat das Unternehmen verlassen. Verschwunden ist auch Benjamin Meuli, als Chief Investment Officer oberster Anlagechef der Swiss Re. Meuli stiess im Frühling 2004 zur Swiss Re und in die Konzernleitung. Er habe das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen, sagt Swiss Re.


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