Absolut sicher

Lange stand Marcel Ospel in der Gunst der Bankenkommission. Nun begrüsst sie seinen Abgang. (Weltwoche, 3. April 2008)

Bern erwartete neue Köpfe – und kriegte sie. Das machte die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) an ihrer Jahrestagung am vergangenen Dienstag klar. Der Abgang von UBS-Präsident Marcel Ospel und seine Ablösung durch den bisherigen Chefjuristen Peter Kurer sei mit der UBS besprochen worden, betonte EBK-Chef Daniel Zuberbühler. Dann schob er die entscheidenden Sätze nach: «Wir haben unsere Erwartungen formuliert. Wir begrüssen den Entscheid.»

Musste Ospel schliesslich gehen, weil die Bankenaufsicht dem mächtigen Präsidenten die Lösung der Krise nicht mehr zutraute? Falls das zuträfe, wäre dies eine radikale Umkehr des bisherigen Standpunkts der EBK. Denn bislang hatte sie Ospels Version gestützt, er wolle Teil der Lösung sein. So hatte er sich sozusagen mit behördlicher Unterstützung an seinen Stuhl klammern können. Doch offenbar wurde der Bankchef zum Problem.

Die Vermutung lag nahe, wenn man sich am Jahresgespräch die Aussagen von EBK-Präsident Eugen Haltiner anhörte. Während er sich zu den Milliarden-Abschreibern der UBS und dem erfolglosen Risikomanagement in den USA auffällig zurückhielt, ergriff er beim Thema «Ospel-Ablösung» dezidiert das Wort: Die Bankenkommission habe in den letzten Wochen eine Beurteilung dieser Frage vorgenommen, sagte Haltiner. Nun sei sie mit den Entscheiden des Verwaltungsrats der UBS zufrieden. Und dann liess Haltiner die Katze aus dem Sack. Auf die Nachfrage, ob Ospel noch Gewähr für eine einwandfreie Geschäftsführung an der Spitze der Grossbank biete, antwortete Haltiner: «Als Person bietet Herr Ospel nach wie vor Gewähr. Es gibt derzeit keine Vorbehalte gegen ihn. Doch die Bank wird uns in den nächsten Tagen ihren Bericht einreichen. Dieser wird der Ausgangspunkt sein für die allfällige Einleitung eines Untersuchungsverfahrens.»

Eine Ermittlung gegen Ospel wäre ein starkes Stück. Droht ihm am Ende das Stigma eines unzuverlässigen Bankers? Noch im vergangenen Sommer galt der UBS-Präsident als unangreifbar. Inzwischen muss die EBK als Aufseherin den lädierten Ruf des sonst so sicheren und seriösen Bankenplatzes wiederherstellen.

Aber nicht nur das: Die Behörde muss zuerst garantieren, dass die Einlagen der Sparer sicher sind, die Gläubiger geschützt werden und das Finanzsystem nicht durch einen Kollaps einer Bank gefährdet wird. Unter diesen Prämissen betonte die Bankenkommission einmal mehr, dass die UBS dank weiteren Finanzinjektionen weiterhin eine absolut sichere Bank sei. Doch offenbar befürchtete die EBK, dass ein Verbleib von Ospel die Grossbank in ihrer Existenz bedrohen könnte, zumal auch beträchtliche Vermögen in den letzten Monaten abflossen. Kommt noch hinzu: Die 19 Milliarden Dollar an Abschreibungen in Amerika, die zu einem Verlust im 1. Quartal von 12 Milliarden Franken geführt haben, verringern die Kernkapitalquote (Tier 1) der Grossbank auf weniger als 7 Prozent. Die UBS-Verantwortlichen erklärten früher stets, wie wichtig ein Wert von 12 Prozent sei. Mit der zweiten Kapitalerhöhung, die diese Woche angekündigt wurde, wird die UBS erst auf gut 10 Prozent kommen.

Sobald die Krise überstanden sei, werde man auf einen grösseren Eigenkapitalpuffer für das riskante Investmentbanking drängen, sagte Bankenaufseher Daniel Zuberbühler. Somit könnte der Ausflug der UBS ins amerikanische Hypothekengeschäft nach den vielen personellen Opfern auch zu einem neuen Geschäftsmodell führen: weg vom hochspekulativen Handel und zurück zu den Wurzeln der stabilen, urschweizerischen Vermögensverwaltung.


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