Peter Hasler spielt die Rolle seines Lebens

Aus dem debattierfreudigen Arbeitgeberchef ist ein machtbewusster Spitalmanager geworden. Applaus gibts von aussen, intern werden die Messer gewetzt.

Als Verbandsdirektor war Peter Hasler omnipräsent. Kein Mikrofon und keine Kamera liess der eloquente Bürgerliche mit der grauen Haarpracht in seinen zwölf Jahren aus, um für eine moderne, leistungsfähige Schweizer Wirtschaft zu werben. Nach seinem Rücktritt wurde es ruhig um den 61-Jährigen. Dabei hat Hasler heute eine Aufgabe, die der Entschärfung eines Minenfelds gleicht.

Hasler ist seit Anfang 2007 Präsident des Zürcher Universitätsspitals (USZ). Kaum im Amt, unterzog er das mit 6000 Angestellten und 850 Millionen Umsatz wichtigste Deutschschweizer Krankenhaus einer schwierigen Operation. Er legte sich mit den mächtigen Chefärzten an, setzte altgediente Kaderleute ab und verordnete die Zusammenlegung der historisch gewachsenen 42 Kliniken zu 10 Zentren – all dies vor dem Hintergrund von Pech und Pleiten. Da starb eine Vorzeige-Herzpatienten wegen Pfuschs, Top-Professoren zeigten dem USZ die kalte Schulter, in den einzelnen Kliniken herrschte eine elitäre Kultur, die Kritik an den Chefs zur Todsünde machte.

Eine Ausgangslage, offenbar wie geschaffen für Hasler. In Imperatormanier kam, sah und – zumindest vorläufig – siegte dieser. Wie ihm dies gelang, zeigt die wichtigste Personalie. Monatelang dokterte ein Komitee an der Wahl eines neuen operativen Direktors herum. Doch statt freudig die Aufstiegs-chance zu packen, sagten viele der angefragten Chefs der abgeklapperten Regionalspitäler ab. Auch eine öffentliche Ausschreibung brachte ausser Spesen nichts. Als die wichtigste Stelle am USZ vakant zu bleiben drohte, griff Hasler ins Geschehen ein und machte vor drei Wochen «Iron Lady» Rita Ziegler, 54, ein Angebot. Ziegler hatte in den letzten fünf Jahren das Unispital Basel, eine Konkurrentin des USZ, auf Kostendisziplin und Leistungsdenken getrimmt.

Für den Wechsel von Rhein an Limmat war die Ökonomin sofort Feuer und Flamme, obwohl sie öfter über die arroganten Zürcher gelästert habe, wie es in Basel heisst. Doch Hasler, den sie als Vorstandsmitglied des Arbeitgeberverbands bereits kannte, sieht Ziegler offenbar als Garant für den Willen, das USZ auf Vordermann zu bringen.

Haslers forscher Stil kommt an, zumindest auswärts. «Er zeigt deutlich grösseres Stehvermögen, als manche ihm wohl am Anfang zutrauten», sagt Gesundheitsexperte Willy Oggier. Auch der bekannte Herzchirurg Thierry Carrel, der seine Karriere am USZ begann und mit seinem Berner Inselspital inzwischen mehr Transplantationen als Zürich vornimmt, lobt Haslers Coup. «Er musste offenbar den einflussreichen Chefärzten den Meister zeigen.»

Doch Carrel schränkt ein. «Ohne Spitzenkräfte keine Spitzenleistungen.» Hasler könne das USZ wie eine Privatklinik führen. Für den Langfristerfolg sei er aber wie alle Topspitäler auf die besten Köpfe des jeweiligen Fachs angewiesen. Es fragt sich, ob diese dem Ruf ans USZ auch dann folgen, wenn der Präsident ihre Autonomie beschneidet.

Dass er den Göttern in Weiss die Stirn zu bieten weiss, bewies der Präsident des USZ-Spitalrats, eine Art Verwaltungsrat, mit einem Doppelschlag im Frühling. Zuerst setzte er den von den Chefärzten auf den Schild gehievten ärztlichen Direktor Gustav von Schulthess ab. Wohl als Retourkutsche verweigerten die machtbewussten Kader kurz darauf Haslers Kandidaten Urs Martin Lütolf die Unterstützung. So what, sagte sich Hasler und drückte die Wahl Lütolfs eigenmächtig durch. Seither herrscht Schweigen zwischen einem Teil der Ärzteschaft und Hasler.

Der von Hasler desavouierte Gustav von Schulthess findet den Machtanspruch des Präsidenten riskant. «Die Klinikdirektoren tragen medizinisch und akademisch die volle Verantwortung für ihren Bereich. Wie dies mit der neuen Führungsstruktur zusammenpasst, muss sich weisen.» Das USZ kenne kein CEO-Modell à la Privatklinik.

Die grossen Autoritäten seien früher oft kleine Diktatoren gewesen, kontert Peter Hasler. «Heute wollen wir Teamplayer, die den Namen ihrer Klinik bekannt machen.» Und die werde er auch finden. «Unser Ruf ist gut.» Das belege der Umstand, dass das USZ noch immer ein begehrter Arbeitgeber für Spitzenleute sei. «Wir wollen das beste Spital sein», sagt Hasler weiter. «Natürlich ist das eine Vision. Aber die meint: absolute Spitzenmedizin und ein absoluter Spitzenumgang mit den Patienten.»

Damit sein Express nicht ins Sto-cken gerät, gibt sich Hasler im Streit der fünf Unispitäler (Zürich, Basel, Bern, Lausanne, Genf) um die Spitzenmedizin gesprächsbereit. «Entscheidend ist, für welches Gebiet es wie viele Spitzenzentren braucht.» Ein Fall für Experten, meint er. «Die Politik», sagt der einstige Vollblutlobbyist, «soll sich möglichst raushalten.»

Dabei entscheidet genau diese über seine Zukunft. Auch nach der Verselbstständigung des USZ hat die Zürcher Regierung die Oberaufsicht. Die SVP, die vor Jahresfrist als einzige Partei gegen Haslers Wahl stimmte, bleibt skeptisch. «Wie erfolgreich er gegen innen ist, wissen wir noch nicht», sagt der Zürcher SVP-Kantonsrat Christian Mettler.


Einen Kommentar schreiben