Julius Bär prüft in USA „alle Optionen“ – GAM-Verkauf kein Thema

Spekulationen um das Asset Management in den USA und den Unternehmensbereich GAM trieben den Aktienkurs der Privatbank Julius Bär in den letzten Tagen auf über 100 CHF. Nun nimmt die Unternehmensleitung erstmals konkret Stellung zu den Gerüchten. Ein Verkauf von GAM sei kein Thema, sagte heute ein Bär-Sprecher gegenüber AWP. Hingegen prüfe die Bank eine Veränderung für das Asset Management in den USA.

„Das US-Geschäft entwickelt sich hervorragend“, sagte Bär-Sprecher Jan Bielinski. „Aber wegen der Managementbeteiligung und der hohen Steuern profitieren die Aktionäre von Julius Bär unter dem Strich zu wenig davon.“ Das Unternehmen halte sich deshalb `alle Optionen offen`. Diese reichten von Verkauf an Dritte über Management Buyout und IPO bis zu einer 100-prozentigen Übernahme durch Julius Bär. Alles sei denkbar, sagt Bielinski.

Die amerikanische Asset-Management-Tochter von Bär verwaltet derzeit Vermögen in Höhe von 84 Mrd CHF. Die Rendite für die Aktionäre der Schweizer Muttergesellschaft wird nicht nur durch den substanziellen Anteil, den das dortige Management unter Richard Pell und Riad Younes hält, reduziert, sondern zusätzlich durch die sehr hohen Steuern auf dieses Geschäft in den USA. Diese belaufen sich laut Bielinski auf bis zu 47%. Hinzu komme, dass zum Kerngeschäft der grössten Schweizer Vermögensverwaltungsbank kaum Synergien existierten.

Im Unterschied zum amerikanischen Asset Management stehe ein Verkauf von GAM „derzeit nicht zur Diskussion“, sagt Bielinski. Das Tochterunternehmen sei „nicht nur ein erfolgreicher Asset Manager, sondern betreut in eigener Regie auch grosse Privatkunden und vertreibt Produkte an Dritte“. Das passe hervorragend zum Kerngeschäft von Julius Bär, so der Sprecher weiter.

Mehr Geld in der Kasse für weitere Investitionen im Private Banking könnte für Bär zum wichtigen Thema werden. Die Bank wird seit einiger Zeit als attraktive Übernahmekandidatin insbesondere für ausländische Grossbanken gehandelt und ist, falls sie als unabhängiges Unternehmen weiter wachsen möchte, auf eine hohe eigene Börsenbewertung angewiesen. In der heutigen Financial Times sagte Bär-CEO Hans de Gier, dass die derzeitige Kapitalisierung von über 19 Mrd CHF ein Angebot wenig wahrscheinlich mache. „Es bräuchte viel Heldentum und sehr tiefe Taschen, um uns zu übernehmen“, meinte de Gier.

Im heutigen Handel gehören die Bär-Valoren zu den grössten Verlieren unter den Blue Chips. In einem schwachen Gesamtmarkt notierten Bär um 16.55 Uhr mit einem Minus von 2,1% auf 96,35 CHF.


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