Am besten war seine Perfomance beim Abgang

Beat Wittmann geht bei Clariden Leu, bevor Kritik laut wird.

Beat Wittmanns Lieblingssatz „Schauen Sie, es ist ganz einfach“ ist legendär. Das treffe auch auf seinen Abgang von Clariden Leu zu, einer Privatbankentochter der Credit Suisse. Er sei mit der «Umsetzung der Strategie» nicht einverstanden gewesen, sagt Wittmann. Der medial hochgejubelte Finanzmanager wechselt per Anfang 2008 mit sechs Clariden-Leu-Weggefährten zur Konkurrentin Julius Bär, wo er für Fonds zuständig sein wird.

Die Geschichte hat einen Haken: Sie ist zu einfach. Mit Wittmann wirft einer der drei Verantwortlichen der Clariden-Leu-Fusion nach nur sechs Monaten das Handtuch. Der Sohn des streitbaren emeritierten Professors Walter Wittmann hat seinem CEO Bernard Stalder jährlich 20 Prozent Net New Money versprochen, sagt ein Clariden-Leu-Manager. Doch bis Juni liege der Neugeldzufluss nahe bei null. Wittmann kontert. Die Bank und sein Bereich seien gut aufgestellt. Auf konkrete Kritikpunkte wollte er nicht eingehen.

Das Problem ist die magere Entwicklung der Sektorenfonds, die Themen statt Regionen zusammenfassen und als deren Vater der 46-jährige Ex-Analyst gilt. Nachhaltig überzeugen kann nur der Energiefonds, den die US-Gesellschaft Wellington führt. Der bejubelte Biotechfonds liegt hingegen mit 2,2 Prozent Durchschnittsrendite weit unter dem Vergleichsindex. Der ebenfall gefeierte Luxusgüterfonds schlägt zwar mit 9 Prozent Jahresrendite die Benchmark, einen breit gefassten Konsumgüterindex, nicht aber den Luxusgüterindex von Goldman-Sachs. Ob die investierten 500 Millionen Franken bei einem verschärften Massstab im Fonds verbleiben würden, ist fraglich. Möglicherweise schauen die Investoren bei Wittmann weniger genau hin. Diese stammen zu über 50 Prozent vom Mutterhaus CS.

Beat Wittmann hat seinen Abgang geschickt inszeniert

Die schwache Performance ist der Grund, warum das Neugeld ausbleibt. Zuvor konnten die vielen tiefmargigen Geldmarktfonds, die Wittmann seit 2003 lanciert hat, das Problem überdecken. Unter deren tiefer Marge leidet jedoch seit längerem die Rendite der Bank. Nur hat das kaum jemand bemerkt. Als Ausgleich dienten Wittmann bis zur Fusion die hohen Erträge des Private Bankings.

Wittmann hat seinen Abgang offenbar geschickt inszeniert. Per Mail verschickte er am 20. April eine Erklärung namens «Assessment – Need for Change» an 90 Unterstellte. Darin kritisiert er Überschneidungen und divergierende Investment-Philosophien zwischen Clariden und Leu. Sein Vorschlag: Die Analyseabteilung, die strukturierten Produkte und weitere Abteilungen sollten bei ihm konzentriert werden. CEO Bernard Stalder und Private-Banking-Chef Hans Nützi wollten nichts davon wissen.

Im Nachhinein erscheint der Mail-Versand in einem neuen Licht. Wittmann konnte damit eine absehbare Niederlage provozieren – ideal, um später seinen längst geplanten Weggang aktuell zu begründen.

Wie auch immer: Bei Wittmanns künftigem Arbeitgeber Bank Julius Bär schätzt man sich glücklich über den Zuzug. «Beat Wittmann ist ein ausgewiesener Produktefachmann und die richtige Person, um das geplante, fokussierte Kompetenzzentrum in Zürich zu leiten», sagt Sprecher Jan Bielinksi. Es war Bär-PrivateBanking-Chef Alex Widmer, der Wittmann verpflichtet hat. Die beiden kennen sich aus der Clariden-Bank, wo Widmer lange Verwaltungsrat war.


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