Swissfirst geht zum Gegenangriff über

Die Swissfirst will strafrechtlich gegen eigene Mitarbeiter vorgehen. Sie sollen Erzfeind Rumen Hranov internes Material geliefert haben.

Die Chef der Finanzgruppe Swissfirst haben den Angriff ihres früheren Aktionärs Rumen Hranov nach eigenem Bekunden «völlig unterschätzt». Dass Hranov nach einer Gegenklage der Swissfirst erst recht auf seine Ex-Partner losgehen würde, «hätten wir nie erwartet», sagt ein Swissfirst-Manager gegenüber SonntagsBlick.

Hranov fühlt sich von seinen einstigen Geschäftspartnern schwer hintergangen. Er hat inzwischen mehrere Strafanzeigen gegen die Swissfirst-Verantwortlichen eingereicht. Bisher ergaben die Ermittlungen keine widerrechtlichen Handlungen. Doch die Medienberichte über Pensionskassen-Mauscheleien trieben die Swissfirst-Akteure in die Enge. Jetzt wollen sie den ganzen Konzern oder Teile davon veräussern.

Nach vierwöchigem medialem Trommelfeuer machen Swissfirst-Vertreter öffentlich mobil (siehe unten). Zu spät, so scheint es, doch Swissfirst-CEO Thomas Matter und Präsident Martin Bisang wollen ihre Niederlage nicht tatenlos akzeptieren. Sie bereiten eine Strafklage gegen unbekannt vor. Einer oder mehrere Mitarbeiter der Swissfirst sollen vertrauliche Dokumente nach aussen gegeben haben. Bei der Swissfirst wird vermutet, dass dies gegen eine Entschädigung in der Höhe von bis zu einer Million Franken geschehen ist. Als Anstifter zur «Spionage» hat die Swissfirst ihren Ex-Aktionär Hranov im Verdacht. Hranovs Seite dementiert, Swissfirst-Mitarbeiter würden aus schlechtem Gewissen so handeln.

Zuvor scheiterten Vermittlungsversuche des finanzstarken Henri B. Meier, wie SonntagsBlick erfahren hat. In einem Brief bat der Ex-Roche-Finanzchef den streitbaren Hranov sich mit Matter zu versöhnen. Hranov sitzt im Verwaltungsrat von Meiers HBM BioVentures. Meier seinerseits war lange Zeit direkter Vorgesetzer von Thomas Matters Vater. Und bis 2001 war Meier sogar direkt mit der Swissfirst-Gruppe liiert. Er hielt gemeinsam mit Matters Swissfirst und liechtensteinischen Anwälten einen Anteil an der Bank Wegelin Liechtenstein. Dies bestätigt Wegelin-Partner Konrad Hummler. Ob Meier Aktionär der Swissfirst-Gruppe blieb, als diese 2001 die liechtensteinische Wegelin-Filiale mehrheitlich übernahm, ist nicht bekannt. Der Financier ist laut einer Sprecherin in den Ferien und nicht erreichbar.

Interview mit Swissfirst-Grossaktionär und Holcim-Präsident Rolf Soiron:

Herr Soiron, warum haben Swissfirst-Präsident Martin Bisang und seine Kollegen im Verwaltungsrat nicht entschieden, sich von ihrem umstrittenen CEO Thomas Matter zu trennen?

Soiron: Der Verwaltungsrat hat sich vor Thomas Matter gestellt, statt ihn zu opfern. Das finde ich bemerkenswert.

Geschieht Ihrer Meinung nach Matter unrecht?

Soiron: Matter hatte nie eine Chance gegen die Diffamierungskampagne. Ihm konnte nicht einmal helfen, dass alle Untersuchungen bisher ergebnislos verliefen.

Gegen Matter wurde von einem Swissfirst-Aktionär Strafanzeige eingereicht, die Behörden untersuchen, ob Matter Pensionskassen-Verwalter geschmiert hat. Warum stellen Sie sich trotzdem vor den Bankier?

Soiron: Da wird das Lebenswerk eines hart arbeitenden Bankiers zerstört. Und zwar wider besseres Wissen. Für mich ist das eine echte Tragödie.

Ist Matter wegen seinem angeschlagenen Ruf nicht einfach als Bankier untragbar geworden?

Soiron: Stellen Sie sich vor, die Untersuchung der Bankenkommission wird ohne Anklage eingestellt. Dann ist all das Geschirr zerbrochen, aber zur Rechenschaft gezogen wird auch dann natürlich niemand.

Jetzt soll die Swissfirst-Gruppe verkauft werden. Gab es keine andere Lösungen?

Soiron: In so einer öffentlichen Schlacht riskiert man den Verlust von so viel Kundenvertrauen, dass der Verkauf die beste Option ist. Es bleiben aber noch andere.


Einen Kommentar schreiben