High noon im 5-Sterne-Hotel

Ein Detektiv fotografierte Rumen Hranov, Gegenspieler von Ex-Swissfirst-Chef Thomas Matter, beim geheimen Treffen mit einem Swissfirst-Mann.

Sonntagmittag vor zwei Wochen. Der Showdown findet im Zürcher Nobelhotel Baur au Lac statt. Hier liegt ein Detektiv mit Fotoapparat auf der Lauer, angeheuert von der Bank Swissfirst. Er versteckt sich hinter zwei Kellnerinnen, die Getränke in ein Sitzungszimmer bringen – und drückt auf den Auslöser, als sich kurz die Sicht hinein bietet.

Abgelichtet wird Rumen Hranov (62), der Gegenspieler von Swissfirst-Gründer Thomas Matter (40), wie er mit einem inzwischen freigestellten Mitarbeiter der Swissfirst diskutiert.

Swissfirst-Rechtsberater Daniel Schlatter wollte den Vorfall gestern am Rand einer Pressekonferenz nicht kommentieren. Und die Bankenführung bestritt, illegale Kommissionen an Pensionskassenverwalter bezahlt zu haben. Am Vortag war Roland Rümmeli, Pensionskassenwart bei Siemens, im Zusammenhang mit Swissfirst-Ermittlungen verhaftet worden.

Hranovs Kommunikationsberater Sacha Wigdorovits bestätigte die Begegnung im Baur au Lac. Es sei um Swissfirst-Optionen gegangen. Die habe der Mitarbeiter wenige Monate vor der Fusion verkauft – und somit die Wertsteigerung verpasst. «Der Mitarbeiter wollte von Rumen Hranov wissen, ob er etwas unternehmen könne. Herr Hranov zeigte ihm einige Auszüge von Bloomberg-Börsentabellen und sagte ihm, er könne in dieser Sache eventuell eine Strafanzeige prüfen.»

Treffen im Nobelhotel löste Hausdurchsuchungen aus

Staatsanwalt Arno Thürig bestätigt SonntagsBlick den detektivistischen Coup. «Die Aktion vom Sonntag vor zwei Wochen im Baur au Lac war unter anderem auch massgebend für die Hausdurchsuchungen von Dienstag.»

Die Swissfirst hatte das Hoteltreffen in ihrer Strafanzeige gegen ihren Mitarbeiter und gegen Hranov als Beweis aufgeführt. Daraufhin beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Dokumente und Dateien beim Swissfirst-Mitarbeiter und bei Rumen Hranov. Der hatte mit einer eigenen Strafanzeige gegen seinen Ex-Partner Matter den Fall letzten November ins Rollen gebracht.

Noch eine weitere Person erhielt am vergangenen Dienstag Besuch von den Zürcher Ermittlern: ein im Kanton Schwyz lebender Vermögensverwalter von Rumen Hranov. Mit ihm hatte sich Mitte August jener Swissfirst-Angestellte getroffen, der von der Bankenspitze verdächtigt wird, das Bankgeheimnis verletzt zu haben.

Die Vorfälle zeigen, dass die Geschichte um Swissfirst möglicherweise umgeschrieben werden muss.


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